„Mädels, lasst euch nicht durch Vorurteile aufhalten!“

Unsere Gesellschaft ist immer noch stark von Stereotypen geprägt – gerade wenn es um Geschlechterrollen geht. Es wird Zeit, sich von diesen Klischees zu distanzieren. Anlässlich des heutigen “International Day of Women and Girls in Science“ sprachen wir mit zwei unserer weiblichen Front End Engineers über ihre Erfahrungen und Ambitionen.

Die Lieblingsfarbe von Mädchen ist Rosa. Sie spielen gerne mit Puppen, interessieren sich für Mode und Make-up. Ihre Stärken liegen im künstlerischen und kreativen Bereich. Jungen hingegen bevorzugen die Farbe Blau. Sie spielen lieber mit Autos und Werkzeugen, interessieren sich für Fußball und haben eine Affinität für Mathematik und Naturwissenschaften.

Wirklich?

Auch wir bei Perseus stehen für die Gleichstellung der Geschlechter und unterstützen und begrüßen diesen Aktionstag des “Educational Scientific and Cultural Committee der Vereinten Nationen”  für mehr Mädchen und Frauen in den Wissenschaften. Deshalb sprachen wir mit zwei unserer Mitarbeiterinnen aus der Tech-Abteilung, unseren Front End Engineers Vittoria Toso und Ida Stambuk darüber, wie ihre Einschätzung der aktuellen Lage ist und ob sie Hindernisse für Mädchen sehen, eine Karriere in der Wissenschaft einzuschlagen.

Wie lange programmiert ihr schon?

Vittoria Toso: Ich war acht oder neun Jahre alt und hatte endlich meinen ersten 56kb-Internetanschluss. Mir war zu Ohren gekommen, dass man Webseiten ganz einfach mit einem gewöhnlichen Notizblock-Programm erstellen konnte. Ich war total fasziniert. Die Technologie war damals noch ganz anders und recht karg, nichtsdestotrotz habe ich meine erste Webseite bereits in der Grundschule gebaut. Das war zwar nur ein Haufen GIFs, mit einem schrecklichen Blinksterneffekt und einem ohrenbetäubenden Midi-Soundtrack – aber dennoch.

Ida Stambuk: Ich hingegen habe später angefangen – mit 27 Jahren. 2016 fing es zunächst als Hobby an, und ein Jahr später, 2017, nachdem ich als Software-Testerin gearbeitet hatte, wurde ich professionelle Frontend-Entwicklerin.

 Wo und wie habt ihr das gelernt?

Ida: Das meiste Wissen habe ich mir am Arbeitsplatz angeeignet, bis dahin war ich Autodidaktin. Angefangen habe ich mit Codecademy und Coursera-Frontend-Kursen. Zwar  standen mir zu der Zeit nicht all die Möglichkeiten zur Verfügung, die heutzutage angeboten  werden, ich bin aber dennoch sehr dankbar, dass ich Zugang zu kostenlosen Bildungsangeboten hatte.

Vittoria: Ich habe auch eine Menge auf diese Weise gelernt. Ich war Teil einer Online-Community, in der wir alle unsere eigenen Websites hatten. Wir teilten unser Wissen und unterstützten uns gegenseitig. Wie Ida schon erwähnte, waren die Ressourcen für das Online-Lernen damals ziemlich begrenzt, also war die einzige Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln das Ausprobieren und der Austausch mit Freunden. Mittlerweile ist das Erlernen dieser Fähigkeiten viel zugänglicher: Ich für meinen Teil halte mich durch einige verlässliche Quellen und Communities auf dem Laufenden, und das fast umsonst. Ich finde das bemerkenswert!

Was interessiert euch am Programmieren am meisten? Was hat euch dazu gebracht, diesen Karriereweg einzuschlagen?

Vittoria: Ich habe einen Bachelor-Abschluss in Grafikdesign. Ich fand die Vorstellung spannend, etwas zum Leben zu erwecken, das sonst nur auf dem Papier Bestand hätte. Rückblickend betrachtet hat mich der Teil, mit dem ich am meisten zu kämpfen hatte, nämlich das Entwickeln, am meisten fasziniert. Dennoch hat es einige Zeit gedauert, bis ich mich entschlossen habe, aus meiner Leidenschaft tatsächlich einen Beruf zu machen. Das war der Tatsache geschuldet, dass es mir sehr lange nur als fiktive Idee erschien, als Mädchen in der  Programmier-Branche zu arbeiten.

Was war das interessanteste Projekt, an dem ihr gearbeitet habt?

Ida: Tatsächlich das, woran ich gerade bei meinem aktuellen Job bei Perseus arbeite – die Dock-Plattform. Wir sind so viele Kollegen,  die an verschiedenen Features und Funktionen arbeiten, und ich bin jedes Mal beeindruckt von den verschiedenen Ideen und Ansätzen, die jeder mitbringt. Ich finde es spannend, an Projekten zu arbeiten, die es mir erlauben, Dinge neu zu erlernen und aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Das ist bei der Arbeit am Perseus Dock der Fall.

Vittoria: Da stimme ich dir zu. Eines meiner liebsten Projekte führt mich jedoch ein bisschen zurück:  Es war meine erste tatsächliche Website, an der ich mehr als drei Jahre lang gearbeitet habe. Ich habe im Zuge dessen so viel lernen und mitnehmen können – eine wirklich unvergessliche Reise.

Warum, denkt ihr, wird der Bereich von Männern dominiert? 

Vittoria: In meinen Augen ist es ein kulturelles Problem, das den Geschlechterstereotypen geschuldet  ist. Ein gutes Beispiel hierfür ist ein Spielzeugladen: Während es für Jungen Spielzeug gibt, das sie durch die Förderung von mechanischen und technischen Fähigkeiten dazu anregt, kreativ und abenteuerlustig zu sein, ist das Spielzeug für Mädchen stark mit Kochen, Backen und der Familie verbunden.

Seid ihr in eurer Ausbildung oder Karriere jemals auf Hindernisse und Vorurteile aufgrund eures Geschlechts gestoßen?

Ida: Ich denke, weniger als man denkt, aber immer noch mehr, als es sein sollte. Ich war durchweg sehr positiv überrascht, wie tolerant und zuvorkommend  meine Kollegen sind. In einigen Situationen hatte ich jedoch das Gefühl, dass ich mich mehr stark machen musste als der Rest, um gehört zu werden. Es gab auch Zeiten offener geschlechtsbedingter Diskriminierung, aber ich ziehe es vor, mich nicht damit aufzuhalten. Es kommt zwar immer auf das Unternehmen an, aber ich habe generell das Gefühl, dass die IT-Branche schon viel fortschrittlicher in der Hinsicht ist als andere Bereiche, in denen ich gearbeitet habe.

Warum sollten mehr Frauen in die Branche einsteigen? Gibt es eine spezielle weibliche Herangehensweise oder Sichtweise auf Technologie, oder ist dies geschlechtsneutral?

Vittoria: Ich glaube, Unterschiede entstehen durch einzelne Individuen, aber nicht spezifisch durch das Geschlecht. Frauen sollten verstehen, dass sie genauso qualifiziert oder eben nicht qualifiziert sein können wie Männer. Es gibt da draußen so viele Frauen mit großartigen Ideen und Visionen, die die Branche vorantreiben könnten, die es aber leider nicht einmal in Betracht ziehen, in der IT zu arbeiten – was unglaublich schade ist. Sobald wir es als Gesellschaft schaffen, die kulturellen Hindernisse zu beseitigen, die dafür verantwortlich sind, dass Frauen eine Karriere in der Tech-Branche gar nicht erst in Betracht ziehen, werden wir alle davon profitieren.

Ida: Ja, ich stimme vollkommen zu. Ich bin mir auch nicht sicher, ob es einen bestimmten weiblichen Ansatz gibt. Allerdings sollten Hard- und Software-Entwickler die Diversität und Vielfalt der Nutzer widerspiegeln. Ein gutes Beispiel ist, dass ein männerdominiertes Feld dazu geführt hat, dass Smartphones allgemein zu groß für Frauenhände sind.

Welchen Rat würdet ihr Mädchen geben, die sich fürs Programmieren interessieren?

Vittoria: Das ist eine schwierige Frage. Ich denke nicht, dass dies ein besonderer Job ist, der anders ist als andere Berufe und demzufolge entsprechende Ratschläge verlangt. So viel kann ich aber sagen: Lasst euch einfach niemals von irgendwelchen Vorurteilen – seien sie extern oder aus innerer Überzeugung – aufhalten, Dinge auszuprobieren, für die ihr euch interessiert.

Ida: Und es ist nie zu spät und gar nicht so unerreichbar, wie es vielleicht scheint!

Vielen Dank, Vittoria und Ida, für eure Einblicke!