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05.01.2022

Hilfreiche Hacker – Was Unternehmen unbedingt über Responsible Disclosure wissen sollten

Alltägliche Hinweise | Cybersicherheit |  Datenschutz

Responsible Disclosure – diesem Prinzip folgen ethische Hacker, wenn Sie eine Sicherheitslücke bei einem Unternehmen entdecken. Was Responsible Disclosure ist, erläutern wir in diesem Blogbeitrag. Außerdem erklären wir, weshalb Unternehmen diese Hinweise gezielt sammeln und nutzen sollten – und geben erste Tipps, wie.

 

 

Was ist Responsible Disclosure?

Übersetzt bedeutet Responsible Disclosure “verantwortungsvolle Bekanntmachung“. Dabei geht es um die Bekanntmachung neu entdeckter Sicherheitslücken. Denn zum Glück gibt es unabhängige ethische Hacker, die Websites, Programme, Apps und Co. auf Sicherheitslücken überprüfen. Nicht, um sie kriminell auszunutzen. Sondern um dazu beizutragen, dass diese Lücken geschlossen werden.

Üblicherweise melden die ethischen Hacker die Sicherheitslücke dem Unternehmen, dessen Programm, Website oder App betroffen ist. Sie räumen dem Unternehmen eine angemessene Zeit ein, um die Lücke zu schließen. Erst dann informieren sie die Öffentlichkeit darüber. Ziel dieses Vorgehens ist, zu verhindern, dass Cyberkriminelle die Sicherheitslücken ausnutzen können.

Gut zu wissen: Alternativ wird Responsible Disclosure auch als Coordinated Disclosure bezeichnet – weil die Unternehmen und die ethischen Hacker ihr Vorgehen koordinieren.

 

Wer oder was sind ethische Hacker?

Gleich vorweg: Ethische Hacker sind keine einheitliche Gruppe. Was sie aber gemeinsam haben: Sie besitzen enorme Computerexpertise und praktizieren eine gewisse Hackerethik. Vielleicht ihre ganz individuelle. Oder z. B. die Hackerethik des Chaos Computer Clubs. Einer ihrer Grundsätze lautet: „Öffentliche Daten nützen, private Daten schützen“. Viele Sicherheitslücken gefährden den Schutz privater Daten. Daher fühlen ethische Hacker sich oft verantwortlich, dafür zu sorgen, dass solche Sicherheitslücken geschlossen werden.

 

Was ist der Unterschied zwischen Responsible Disclosure und Full Disclosure?

Allerdings gibt es auch Unternehmen, die dauerhaft untätig bleiben. In solchen Fällen können ethische Hacker sich für eine Full Disclosure entscheiden, das heißt für eine vollständige Bekanntmachung. Dann machen sie die Sicherheitslücke öffentlich – obwohl sie noch nicht geschlossen ist. Diese Entscheidung ist zweischneidig. Einerseits erfahren so auch Cyberkriminelle von der noch nicht geschlossene Sicherheitslücke. Andererseits bedeutet die Bekanntmachung üblicherweise massiven Druck auf das betreffende Unternehmen, diese Lücke nun schnellstmöglich zu schließen.

Wichtig zu wissen: Cyberkriminelle suchen gezielt nach Sicherheitslücken, um sie für ihre Zwecke auszunutzen. Daher müssen ethische Hacker oft auch die Wahrscheinlichkeit abwägen, dass eine von ihnen gefundene Sicherheitslücke zumindest einigen Cyberkriminellen bereits bekannt ist.

 

Responsible Disclosure aus Unternehmenssicht

Mehr und mehr Unternehmen bemühen sich, ethischen Hackern eine Responsible Disclosure zu erleichtern. Zum Beispiel, indem sie eine spezielle E-Mail-Adresse für solche Hinweise einrichten oder ein Formular zur Verfügung stellen.

Zum Teil geben sie den ethischen Hackern auch Informationen, welche Arten von Sicherheitslücken für sie relevant sind und wie sie den Umgang mit der Meldung gestalten. Hintergrund dieser Bemühungen ist die Erkenntnis, dass die Unternehmen hier von der unbeauftragten Expertise der ethischen Hacker profitieren.

 

Ein heikler Punkt: das Thema Strafanzeigen

Beim Auffinden von Sicherheitslücken können ethische Hacker sich technisch gesehen strafbar machen. Zum Beispiel, wenn sie entdecken, dass aufgrund einer Sicherheitslücke personenbezogene Daten öffentlich einsehbar sind – und bei dieser Entdeckung zwangsläufig einige dieser Daten einsehen.

Üblicherweise zeigen Unternehmen die ethischen Hacker in solchen Fällen nicht an. Eine große deutsche Partei tat dies jedoch, nachdem ihr mehrere Sicherheitslücken in einer ihrer Apps gemeldet wurden. Daraufhin kündigte Europas größte Hackervereinigung – der Chaos Computer Club – an, dieser Partei künftig keine Sicherheitslücken mehr zu melden.

 

So erleichtern Sie eine Responsible Disclosure für Ihr Unternehmen

Sicherheitslücken können Ihrem Unternehmen empfindliche Schäden verursachen. Erleichtern Sie daher ethischen Hackern eine Meldung nach dem Prinzip einer Responsible Disclosure.

Wie ein verantwortungsvoller Umgang mit neu entdeckten Sicherheitslücken aussieht, ist nicht immer ganz eindeutig. Viele Unternehmen sind froh über die exakten Hinweise, die sie von ethischen Hackern erhalten und bemühen sich, die entdeckten Sicherheitslücken zu schließen.

  • Überlegen Sie mit den entsprechenden Fachkräften bzw. Abteilungen, wie Sie die Meldung von Sicherheitslücken handhaben möchten – und können.
  • Richten Sie eine spezielle E-Mail-Adresse für Responsible Disclosure Hinweise ein, z. B. security@beispiel.de
  • Setzen Sie ein Meldeformular auf, mit dem Sie detaillierte Informationen ermöglichen.
  • Stellen Sie die Kontaktmöglichkeiten und ggf. weitere Informationen auf Ihrer Website zur Verfügung, z. B. unter www.beispiel.de/security
  • Kommunizieren Sie dort u. a. die erwartbaren Zeitrahmen für Antworten auf Meldungen und für das Schließen gemeldeter Sicherheitslücken.
    Wichtig: Wenn Ihre Vorbereitungen durch eine Meldung honoriert werden, reagieren Sie professionell, transparent und wertschätzend. Denn Sie profitieren von gesuchter Expertise.

 

Einige Beispiele, wie andere Organisationen mit Responsible Disclosure umgehen:

  • BSI
  • Bundeswehr
  • Ein TV-Sender
  • Ein Möbelhaus

 

Weitere hilfreiche Informationen finden Sie im BSI-Dokument „Handhabung von Schwachstellen. Empfehlungen für Hersteller“.

 

Last not least: Wissen ist Geld, auch bei Sicherheitslücken

Üblicherweise melden ethischen Hacker Sicherheitslücken, ohne dafür Geld zu verlangen. Umso wichtiger ist, sich über den Wert dieser Informationen im Klaren zu sein. Ethische Hacker für gezielte Sicherheitstests zu beauftragen ist nicht billig. Daher bieten viele große Firmen Belohnungen für gemeldete Sicherheitslücken.

Sollten Sie also auch einen Finderlohn für gemeldete Sicherheitslücken zahlen? Das entscheiden letztlich Sie. Das Finden und verantwortungsvolle, konstruktive Melden von Sicherheitslücken kann ethische Hacker viel Zeit und Aufwand kosten – und Ihnen viel Ärger ersparen. Wir empfehlen daher, Ihren Dank und Ihre Anerkennung je nach den Möglichkeiten Ihres Unternehmens auszudrücken. Vielleicht in Form einer Prämie oder durch besonders beliebte Give-aways oder Gratisprodukte. Am besten so, wie Sie eine entsprechende Leistung selbst gerne honoriert sehen würden.

Wenn Sie weitere Fragen zum Thema Responsible Disclosure haben oder sich Unterstützung bei der Ermöglichung oder Bearbeitung solcher Meldungen haben, wenden Sie sich einfach an uns.

05.01.2022

Helpful hackers – What companies need to know about responsible disclosure

Everyday tips | Cybersecurity | Data protection

Responsible disclosure – this is the principle that ethical hackers follow when they discover a security vulnerability in a company. In this blog post, we explain what responsible disclosure is. We also explain why companies should collect and use this information in a targeted manner – and provide some initial tips on how to do so.

 

What is responsible disclosure?

Responsible disclosure refers to the disclosure of newly discovered security vulnerabilities. Fortunately, there are independent ethical hackers who check websites, programmes, apps and other software for security vulnerabilities. They do not do this to exploit them criminally, but to help ensure that these vulnerabilities are closed.

Ethical hackers usually report the security vulnerability to the company whose programme, website or app is affected. They give the company a reasonable amount of time to close the vulnerability. Only then do they inform the public. The aim of this approach is to prevent cybercriminals from exploiting the security vulnerabilities.

Good to know: Responsible disclosure is also known as coordinated disclosure because the companies and ethical hackers coordinate their actions.

 

Who or what are ethical hackers?

First things first: ethical hackers are not a uniform group. What they do have in common, however, is that they possess enormous computer expertise and practise a certain hacker ethic. Perhaps their own individual ethic. Or, for example, the hacker ethics of the Chaos Computer Club. One of their principles is: ‘Use public data, protect private data.’ Many security vulnerabilities jeopardise the protection of private data. Ethical hackers therefore often feel responsible for ensuring that such security vulnerabilities are closed.

 

What is the difference between responsible disclosure and full disclosure?

However, there are also companies that remain inactive in the long term. In such cases, ethical hackers may decide to go for full disclosure, i.e. complete disclosure. They then make the security vulnerability public – even though it has not yet been closed. This decision is a double-edged sword. On the one hand, cybercriminals also learn about the unclosed security vulnerability. On the other hand, disclosure usually puts massive pressure on the company concerned to close the vulnerability as quickly as possible.

Important to know: Cybercriminals specifically search for security vulnerabilities to exploit them for their own purposes. Ethical hackers must therefore often weigh up the likelihood that a security vulnerability they have found is already known to at least some cybercriminals.

 

Responsible disclosure from a company perspective

More and more companies are making efforts to facilitate responsible disclosure for ethical hackers. For example, by setting up a special email address for such reports or providing a form.

In some cases, they also provide ethical hackers with information about the types of security vulnerabilities that are relevant to them and how they handle reports. These efforts are based on the recognition that companies benefit from the unsolicited expertise of ethical hackers.

 

A sensitive issue: criminal charges

When discovering security vulnerabilities, ethical hackers can technically be liable to prosecution. For example, if they discover that personal data is publicly accessible due to a security vulnerability – and inevitably view some of this data in the process.

Companies do not usually report ethical hackers in such cases. However, a major German political party did so after several security vulnerabilities were reported in one of its apps. In response, Europe’s largest hacker association, the Chaos Computer Club, announced that it would no longer report security vulnerabilities to this party in future.

 

How to facilitate responsible disclosure for your company

Security vulnerabilities can cause serious damage to your company. You should therefore make it easy for ethical hackers to report them in accordance with the principle of responsible disclosure.

It is not always clear what constitutes responsible handling of newly discovered security vulnerabilities. Many companies are grateful for the precise information they receive from ethical hackers and make every effort to close the security vulnerabilities that are discovered.

  • Discuss with the relevant specialists or departments how you want to – and can – handle the reporting of security vulnerabilities.
  • Set up a special email address for responsible disclosure reports, e.g. security@beispiel.de
  • Set up a reporting form that allows you to provide detailed information.
  • Provide contact details and any further information on your website, e.g. at www.beispiel.de/security
  • Use this to communicate, among other things, the expected timeframes for responding to reports and for closing reported security vulnerabilities.
  • Important: If your preparations are rewarded by a report, respond professionally, transparently and appreciatively. After all, you benefit from sought-after expertise.

 

Some examples of how other organisations deal with responsible disclosure:

  • BSI
  • German Armed Forces
  • A TV station
  • A furniture store

 

Further helpful information can be found in the BSI document ‘Handling vulnerabilities. Recommendations for manufacturers’.

 

Last but not least: knowledge is money, even when it comes to security vulnerabilities

Ethical hackers usually report security vulnerabilities without asking for money. This makes it all the more important to be aware of the value of this information. Hiring ethical hackers for targeted security tests is not cheap. That is why many large companies offer rewards for reported security vulnerabilities.

So should you also pay a finder’s fee for reported security vulnerabilities? Ultimately, that is up to you. Finding and responsibly and constructively reporting security vulnerabilities can cost ethical hackers a lot of time and effort – and save you a lot of trouble. We therefore recommend that you express your thanks and appreciation in a manner appropriate to your company’s resources. This could be in the form of a bonus or particularly popular giveaways or free products. The best way is to reward them in the same way that you would like to be rewarded for a similar service.

If you have any further questions about responsible disclosure or need assistance in enabling or processing such reports, please do not hesitate to contact us.