Darknet | Cyberkriminalität | Angriffsvektoren
An welchem Ort verkaufen Kriminelle Drogen während politisch Verfolgte für ihre Rechte eintreten? Das Darknet ist ein anonymer Bereich im Internet, der nicht offen sichtbar und nur mithilfe eines speziellen Netzwerks erreichbar ist. Es hat einen schlechten Ruf, dabei birgt es Hoffnung für all diejenigen, die sich nach Privatsphäre sehnen oder Ihre Meinung nicht frei äußern dürfen.
Mythen und Legenden: Was ist das Darknet und was macht es so besonders?
Die Mythen
Vor den Blicken der gewöhnlichen Internet-Gemeinde verborgen, ist das Darknet ein Ort, um den sich Mythen und Legenden ranken. Geheimbünde sollen über den Zugang zu bestimmten Bereichen entscheiden. Prominente, die im Verborgenen ihre Netzwerke pflegen. Freiheitskämpfer die sich dort organisieren. Selbst traditionsverbundene Mafia-Clans sollen einen Großteil Ihrer Geschäfte mittlerweile im Darknet betreiben. Doch um zu verstehen, was das Darknet so besonders macht, muss man sich zunächst damit auseinandersetzen, wie es funktioniert.
Die drei Ebenen des Internets
Im Internet existieren drei Ebenen: Das Clear Web, das Deep Web und das Darknet. Der sichtbare Bereich des Internets wird Clear Web (übersetzt: klares Netz) genannt. Er ist mit Hilfe von Suchmaschinen auffindbar und offen zugänglich, wie beispielsweise diese Seite. Eine Ebene dahinter liegt das Deep Web (übersetzt: tiefes Netz). Der Teil ist zugangsbeschränkt, teils verschlüsselt und/oder wird größtenteils nicht über Suchmaschinen gefunden. Geschlossene Mitgliederbereiche oder digitale Bankkonten sind nur einige Beispiele für das Deep Web. Auf der letzten Ebene liegt das Darknet (übersetzt: dunkles Netz). Dieser Bereich ist ausschließlich mit dem sogenannten Tor-Netzwerk erreichbar. Mit der passenden Erweiterung für den Internet-Browser kann jeder das Netzwerk nutzen. Verbindungsdaten werden mehrfach verschlüsselt und anonymisiert. Die notwendige Software kann sich jeder frei im Internet herunterladen. Bestimmte Bereiche sind nur auf Einladung und mit Passwort erreichbar.
Wie sieht das Darknet aus?
Auf der Oberfläche sieht das Darknet den offen zugänglichen Teilen des Internets sehr ähnlich (siehe Screenshot). Es gibt verschiedene Seiten, Foren, Online-Marktplätze, Kommunikationsdienste und sogar Suchmaschinen. Selbst Facebook bietet seit dem Jahr 2014 eine Version im TOR-Netzwerk (https://facebookcorewwwi.onion/) an. Anfang der 2000er startete die Arbeit am Tor-Netzwerk, wie wir es kennen, in den USA. Es entwickelte sich parallel zum Clear Web und hat sich zunehmend an die Gewohnheiten “normaler” Internetnutzer angepasst. Dabei ist seine Größe enorm gewachsen. Allerdings sind viele Teile nur auf Einladung und mit den richtigen Zugangsdaten erreichbar. Dafür muss der Nutzer die richtigen Kontakte haben, die er entweder in der realen Welt geknüpft oder deren Vertrauen er sich im Internet verdient hat. Menschen, die sich im Darknet bewegen, könnten unterschiedlicher nicht sein.
Verbrechen und Freiheitskampf: Wer nutzt das Darknet?
Das Darknet hat in Deutschland durchschnittlich um die 250.000 Nutzer. Allerdings variieren die Schätzungen der Nutzerzahlen des Tor-Netzwerks sehr stark. Zu Beginn dieses Jahres war kurzzeitig sogar von 1,5 Millionen Nutzern in Deutschland die Rede. Weltweit hat das Netzwerk derzeit laut Tor-Statistiken um die 2,5 Millionen Nutzer.
Kriminelle
Rund 57% aller Tor-Webseiten bieten illegale Inhalte, so lautet das Ergebnis einer Studie von Daniel Moore und Thomas Rid aus dem Jahr 2016. Drogendealer, Waffenhändler, Auftragskiller, Menschenhandel, Pädophile, Hacker und andere Kriminelle nutzen das Netz, um ihre Waren oder Dienstleistungen anzubieten. Im Darknet kann man alles kaufen, was der illegale Markt hergibt: Seltene Wildtiere, Kontoinformationen, Cyberangriffe oder Datensätze von fremden Menschen. In der Anonymität können sie unentdeckt mit ihren Kunden kommunizieren und sich der Strafverfolgung entziehen.
Schutzsuchende
Doch das Darknet bietet auch einen sicheren Hafen für solche, die Verfolgung fürchten. Dissidenten, Whistleblower, Homosexuelle… Solche die in ihrem Land wegen ihrer politischen, religiösen oder sexuellen Überzeugung verfolgt werden, können hier ihre Meinung offen äußern, sich mit Gleichgesinnten austauschen und organisieren. Während des Arabischen Frühlings, haben beispielsweise Oppositionelle in Ländern wie Tunesien, Ägypten oder Marokko ihre Demonstrationen im Darknet organisiert.
Vorsichtige
In Zeiten in denen Firmen wie Google und Facebook viele unserer Daten sammeln, zieht es auch immer mehr Personen ins Darknet, denen der Schutz ihrer Privatsphäre wichtig ist. Die Daten werden ausgewertet, um individuelle Werbung anzubieten und das Nutzerverhalten besser zu verstehen. Einigen Personen widerstrebt allein schon das Sammeln Ihrer Daten per se, anderen vor allem die kommerzielle Nutzung. Einige nutzen das Darknet vor allem wegen der verschlüsselten Datenübertragung.
Neugierige
Natürlich finden sich im Darknet auch viele Schaulustige. Sie wollen ausprobieren, ob ihnen der Einstieg ins Darknet gelingt. Andere wollen erkunden, welche Waren und Dienste dort angeboten werden und wie hoch ihre Preise sind. Doch auch wer sich im Darknet nur umsehen möchte, kann sich strafbar machen. Wer ungewollt auf Kinderpornografie stößt, macht sich allein damit schon strafbar. Schließlich landen sämtliche Informationen im Zwischenspeicher der verwendeten Geräte und der Besitz von Kinderpornografie ist strafbar.
Welche Gefahren bestehen bei der Nutzung des Tor-Netzwerks?
Die Nutzung des Tor-Netzwerks ist nicht ganz ungefährlich. Neben dem Risiko unbeabsichtigt auf Seiten zu gelangen, die illegale Inhalte bieten und sich damit selbst strafbar zu machen, kann man auch hier von Cyberkriminellen angegriffen werden. Das Netzwerk bietet nämlich keinen besonderen Schutz vor Cyberangriffen, wie so oft angenommen wird. Außerdem existiert das Gerücht, dass zahlreiche Server des Netzwerks in der Hand von Geheimdiensten liegen. Laut Bundeszentrale für politische Bildung erfolgt noch heute ein großer Teil der Finanzierung des TOR-Projekts über die “Forschungstöpfe der US-Regierung”.
Darknet | Cybercrime | Attack vectors
Where do criminals sell drugs while politically persecuted people fight for their rights? The darknet is an anonymous area of the internet that is not openly visible and can only be accessed using a special network. It has a bad reputation, yet it offers hope to all those who long for privacy or are not allowed to express their opinions freely.
Myths and legends: What is the darknet and what makes it so special?
The myths
Hidden from the eyes of the ordinary Internet community, the darknet is a place shrouded in myths and legends. Secret societies are said to control access to certain areas. Celebrities maintain their networks in secret. Freedom fighters organise themselves there. Even traditional mafia clans are said to conduct a large part of their business on the darknet nowadays. But to understand what makes the darknet so special, you first need to understand how it works.
The three levels of the Internet
There are three levels of the Internet: the clear web, the deep web and the darknet. The visible part of the Internet is called the clear web. It can be found using search engines and is openly accessible, like this page, for example. One level behind this is the deep web. This part is restricted, partly encrypted and/or largely cannot be found via search engines. Closed member areas or digital bank accounts are just a few examples of the deep web. The final level is the darknet. This area can only be accessed via the Tor network. Anyone can use the network with the appropriate extension for their Internet browser. Connection data is encrypted multiple times and anonymised. The necessary software can be downloaded freely from the Internet. Certain areas are only accessible by invitation and with a password.
What does the darknet look like?
On the surface, the darknet looks very similar to the openly accessible parts of the Internet (see screenshot). There are various websites, forums, online marketplaces, communication services and even search engines. Even Facebook has been offering a version on the TOR network (https://facebookcorewwwi.onion/) since 2014. Work on the Tor network as we know it began in the United States in the early 2000s. It developed in parallel with the clear web and has increasingly adapted to the habits of ‘normal’ Internet users. In the process, it has grown enormously in size. However, many parts are only accessible by invitation and with the correct access data. To do this, users must have the right contacts, either in the real world or online, whose trust they have earned. People who use the darknet couldn’t be more different.
Crime and the fight for freedom: who uses the darknet?
The darknet has an average of around 250,000 users in Germany. However, estimates of the number of users of the Tor network vary widely. At the beginning of this year, there was even talk of 1.5 million users in Germany for a short time. According to Tor statistics, the network currently has around 2.5 million users worldwide.
Criminals
Around 57% of all Tor websites offer illegal content, according to a 2016 study by Daniel Moore and Thomas Rid. Drug dealers, arms dealers, contract killers, human traffickers, paedophiles, hackers and other criminals use the network to offer their goods or services. In the darknet, you can buy anything the illegal market has to offer: rare wild animals, account information, cyber attacks or data records of strangers. Anonymity allows them to communicate with their customers undetected and evade prosecution.
Those seeking protection
But the darknet also offers a safe haven for those who fear persecution. Dissidents, whistleblowers, homosexuals… Those who are persecuted in their own countries because of their political, religious or sexual beliefs can express their opinions openly here, exchange ideas with like-minded people and organise themselves. During the Arab Spring, for example, opposition activists in countries such as Tunisia, Egypt and Morocco organised their demonstrations on the darknet.
The cautious
In an age when companies such as Google and Facebook collect much of our data, more and more people who value their privacy are being drawn to the darknet. The data is analysed to offer personalised advertising and to better understand user behaviour. Some people are opposed to the collection of their data per se, while others are primarily concerned about its commercial use. Some use the darknet primarily because of its encrypted data transmission.
The curious
Of course, there are also many curious onlookers on the darknet. They want to see if they can access the darknet. Others want to explore what goods and services are offered there and how much they cost. But even those who just want to look around the darknet can be prosecuted. Anyone who unintentionally encounters child pornography is liable to prosecution. After all, all information ends up in the cache of the devices used, and possession of child pornography is a criminal offence.
What are the dangers of using the Tor network?
Using the Tor network is not without risk. In addition to the risk of accidentally accessing sites that offer illegal content and thus making yourself liable to prosecution, you can also be attacked by cybercriminals. Contrary to popular belief, the network does not offer any special protection against cyber attacks. There is also a rumour that many of the network’s servers are controlled by secret services. According to the Federal Agency for Civic Education, a large part of the TOR project is still financed by ‘US government research funds’.